Samstag, 16. September 2017

Pressemitteilung des Augsburger Flüchtlingsrats zur Familie Ramadani



Die Roma-Familie Ramadani aus Augsburg wurde nun nach über fünfjährigem Kampf endgültig nach Mazedonien abgeschoben. Trotz den Warnungen der Ärzte und zivilgesellschaftlichem Engagement offenbart sich in diesem Fall erneut die brutale Haltung der Bundesregierung gegenüber Sinti und Roma.

Nach sieben Monaten im Abschiebelager Manching/Ingolstadt wurde die sechsköpfige Familie Ramadani aus Augsburg nach Mazedonien zurückgeführt. Die Umstände im Lager waren katastrophal. Der älteste Sohn Arxhent berichtet von allgemeiner Angst und Anspannung und daraus resultierenden Massenschlägereien. Die ohnehin nur unzureichend gewährleistete Beschulung im Lager ist hinzu von Anspruchslosigkeit gekennzeichnet: Besuchte er zuvor sechs Jahre lang mit Erfolg die Schule in Augsburg, so erhielt er in Manching lediglich noch einen simplen Deutschunterricht - und das trotz der Gewissheit, dieses Land bald verlassen zu müssen. Besonders absurd ist das mit Blick auf die jüngeren Geschwister: Der zehnjährige Florent und der sechsjährige Efraim wurden in Deutschland sozialisiert und eingeschult, sie beherrschen Deutsch besser als ihre Muttersprache.
Die psychischen und physischen Krankheiten von Zilfije und Faruk, den Eltern der vier Kinder, verschlechtern sich stetig. Die Ärzte in Deutschland stellten mehrere Atteste aus, in denen sie dringlich vor einer Abschiebung warnten. Weder besteht im Kosovo ein funktionierendes Gesundheitssystem, noch finden psychische Krankheiten wie die dissoziativen Störung des Vaters Anerkennung.

Doch selbst in Deutschland konnte die Familie nicht von ausreichender Gesundheitsversorgung profitieren. Nach dem Abschiebebescheid im Dezember 2016 wurden der Familie jegliche Leistungen gestrichen. Weder erhielt die junge Familie Geld für die benötigten Medikamente, noch für Essen oder Klamotten. Die Ramadanis waren somit ausschließlich auf Spenden angewiesen.

Diese kamen aus der Zivilgesellschaft, mit Unterstützung vom Augsburger Flüchtlingsrat und dem Diakonischen Werk. Dennoch reichte das Geld kaum. Denn rechtlich würde den Sechs ein Betrag von über 1100€ zustehen, exklusive den teuren Medikamenten.

Nun befindet sich die Familie ohne Perspektive in einem kleinen Dorf in Mazedonien. Der Augsburger Flüchtlingsrat ist mit ihnen in Kontakt, sie berichten uns von dürftiger Behausung, keinen finanziellen Mitteln und großer Angst vor Verfolgung und Ausgrenzung.

Sie sind weiterhin auf unsere Spenden angewiesen, die Diakonie hat ein Spendenkonto eingerichtet.

Der Fall der Familie Ramadani ist ein besonders harter, aber dennoch kein Sonderfall. Der Umgang mit Sinti und Roma hat in letzter Zeit vermehrt zu öffentlicher Kritik geführt. Zuletzt als die 67-jährige Rentnerin E. in Augsburg unter massivem Zwang von mehreren Polizeibeamten in ihrer Wohnung überrascht und abgeschoben wurde.

Spendenkonto



Diakonisches Werk, Stadtsparkasse Augsburg, IBAN: DE95720500000000004200,
BIC: AUGSDE77XXX,
Kennwort: Augsburger Flüchtlingsfamilien